Zwischen Schulgespenst und Online-Ausleihe
Mit den Ferien erobern Kinder wieder die Granseer Stadtbibliothek für sich
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Mittwochs geschlossen. Zumindest während der Ferien gilt dies nicht für die
Granseer Bibliothek. Im Gegenteil: Dort tanzten gestern sogar die Puppen. Voll
besetzt waren die Stuhlreihen mit den Mädchen und Jungen vom Hort
„Hufeisen-Kids“, und die lachten sich scheckig über so manchen Quatsch, den der
Kasper da mit dem Schulgespenst erlebte. Die Leihbücherei als Ort, wo selbst ein
unterdrücktes Räuspern stört? In Gransee ist das ganz anders. Hier darf man sich
auch mal lauthals freuen. Denn während Bibliotheken anderenorts über gestrichene
Gelder klagen und nicht ein noch aus wissen, mag das freundliche Lächeln auf dem
Gesicht von Leiterin Irina Schulz nicht verschwinden. „Mit denen macht das immer
Spaß“, sagt sie und nickt in Richtung der Kinder, die gerade durch die
Bücherregale wirbeln. Dabei ist die Nachwuchsförderung nur eine Facette in der
täglichen Arbeit von Irina Schulz und ihren Kolleginnen. So wird derzeit in
Kooperation mit der Werner von Siemens-Schule und den „Hufeisen-Kids“ eine
Umwelt-Medienecke aufgebaut. „Die ist für Kinder und Erwachsene geeignet“,
erzählt die Bibliotheks-Chefin von einer großen Datenbank, bevor schon wie der
ein Steppke mit einem Stapel Bücher vor ihr steht und fordert: „Die will ich
mitnehmen.“ „In den Ferien immer voll“ seien auch die Internet-Arbeitsplätze.
Bei Gebühren von nur einem Cent pro Minute müsse schließlich niemand lange
fackeln, bevor er sich am Rechner niederlässt. Noch nicht ganz so etabliert,
aber doch im Kommen sind in Gransee derweil DVDs. Eine kleine Auswahl steht
bereits zur Verfügung. Weitere Titel kommen in nächster Zeit hin zu. Nicht ohne
gewissen Stolz zeigt Irina Schulz auch die Sprachkurse auf CD, die eben falls
neu im 26 000 Medien umfassenden Bestand sind. Und dieser wird weiter wachsen.
Trotz moderater Jahresbeiträge von nur fünf Euro „werden wird uns dieses Jahr
auch die Bestseller leisten können“. Besonders gern ausgeliehen werden
traditionell Kinder- und Jugendbücher von der Lernhilfe bis zum Kinderkrimi.
„Jetzt, vor den Ferien, sind auch Reiseführer gut gegangen“, berichtet die
Bibliotheksleiterin. Die rund tausend eingetragenen Nutzer entdecken aber
zunehmend auch den Internetauftritt "www.bibliothek-gransee.de" für sich. Rund
um die Uhr kann dort beispielsweise die Ausleihe verlängert werden. Zudem
ermöglicht die moderne Technik den Bibliothekarinnen, per E-Mail Bescheid zu
geben, sobald beispielsweise ein gesuchter Titel verfügbar ist. „Bei Neuzugängen
fragen wir jetzt deshalb schon immer nach der E-Mail-Adresse.“ Und wie steht es
um die Zukunft der Bibliothek? ,,Uns fällt nichts in den Schoß“, sagt Irina
Schulz, „wir müssen ständig neue Ideen entwickeln“. Die Kinder beispielsweise
kämen zwar oft und gerne und seien ohnehin fast alle schon Mitglieder. Doch
ihnen immer das Gleiche vorzusetzen, genüge beileibe nicht. Guter Dinge zeigt
sich die „Bibo“-Leiterin auch mit Blick auf die Unterstützung durch die Stadt.
„Bis jetzt hatten wir mit der Stadt immer ein gutes Verhältnis.“ Und sie sei
sehr zuversichtlich, dass das trotz allgemeiner Finanznot so bleibt. Doch weiter
kann sie den Gedanken nicht ausführen. Denn in diesem Moment kommt das Zeichen,
dass sich der Vorhang der Puppenbühne gleich wieder öffnet. Im Nu Stürmen die
Kids zurück zu ihren Plätzen. Aus quirligem Gewusel wird gespannte Stille. Der
Kasper ist wieder da. Und Irina Schulz ist mittendrin. Keine Zeit, noch mehr
Werbung für die Bibliothek zu machen. Denn mittwochs zu schließen, das ist in
den Ferien einfach nicht drin.
Gransee Zeitung
5. Februar 2004
5. Februar 2004
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