Hans Christian Andersen lebt
Granseer Schüler üben "Des Kaisers neue Kleider" ein / Aufführung am 13. Mai
„Wo ist der Wischmopp?“, schallt es durch die Granseer Bibliothek. Als er
gefunden ist, setzt ein Mädchen ihn auf – so wie die anderen ihre Masken. „Du
hast deine Nase im Mund“, sagt jemand. Alles lacht. Es sollte beileibe nicht der
einzige Ausbruch guter Laune sein, an dem sich gestern Annette Peter erfreuen
konnte. Die Klassen- und Deutschlehrerin der 6b von der Granseer Stadtschule
hatte sich einen Tag lang mit ihren Schützlingen in die Bibliothek
zurückgezogen. Diesmal nicht zum Lesen, sondern zum Theaterspielen. Genauer
gesagt zum Üben. Denn 2005 ist das Hans Christian Andersen-Jahr, am 2. April
1805, also vor zwei Jahrhunderten, erblickte er in Odense auf der dänischen
Insel Fünen das Licht der Welt. Zahlreiche Märchen entsprangen seiner Feder,
darunter auch „Des Kaisers neue Kleider“. Jahr für Jahr setzen die Stadtschüler
dieses Stück in einer kleinen Inszenierung um. Dieses Jahr aber durfte es eine
Nummer aufwendiger sein. Herbert Brauer, weit über seinen Heimatort
Großwoltersdorf als Animator und Theaterfan bekannt, wurde gewonnen, um das
Stück mit den Sechstklässlern einzustudieren. Ein wenig Requisite, darunter
besagter Wischmopp, und viel Verständnis fürs Inszenieren genügten, um schnell
den Feuereifer in den Mädchen und Jungen zu wecken. Mit viel Gefühl für
Feinheiten entstand im Laufe des Vormittags schon ein ansehnliches Stück der
Inszenierung. Brauer ließ der Spielfreude der Kinder freien Lauf und klinkte
sich nur hier und da ein, um die Umsetzung der Rollen noch authentischer zu
machen: die Soldaten trottelig, den Hofstaat etepetete und die betrügerischen
Weber schleimig. Richtig verzückt wohnte Annette Peter den Proben bei. Seit dem
Morgen hätten die Kinder deutlich sichtbare Fortschritte gemacht, seien immer
mehr aus sich herausgekommen, lobte sie noch vor dem Mittag. Und spätestens als
in einer kurzen Pause ein Junge rief „Man, det macht ja richtig Spaß“, da durfte
die Lehrerin sich in der Entscheidung für Herbert Brauer als Regisseur bestätigt
fühlen. Noch einige Male wird er sich nachmittags mit den
Nachwuchs-Schauspielern treffen, um dann am 11. Mai des Kaisers neue Kleider im
Heimatmuseum aufzuführen. Das Theaterstück wird aber nicht die einzige Granseer
Aktion bleiben, um an Hans Christian Andersen zu erinnern. Laut
Bibliotheksleiterin Irina Schulz wird beispielsweise am 13. April eine
professionelle Märchenerzählerin in der Stadt erwartet, im Sommer soll im Hort
„Hufeisen-Kids“ eine Märchenwoche stattfinden. Und eventuell wird auch der
Andersen-Klassiker „Die Prinzessin auf der Erbse“ als Puppentheater zu erleben
sein.
Gransee Zeitung
10. März 2005
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